Alle klagen uns Lehrer an. Die Eltern, die Schulbehörde und auch die Jungen.  Dabei sind sie noch nie vor einer Klasse gestanden und versuchten für Ruhe zu sorgen. Es wird immer schwieriger, Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Jungen machen im Unterricht nicht mit, wozu auch? Zu Hause kontrolliert oft niemand, wie gut oder schlecht sie sind. Dazu kommt der Stress mit den Prüfungen. Dabei ist mir auch unwohl. Den Lehrplan richtig umzusetzen ist kaum mehr möglich, es ist zu viel Stoff. Doch wenn ich nicht alle Theorie durchpauke, verliere ich meinen Bonus und erhalte eine schlechte Bewertung. Die Behörden administrieren und kontrollieren uns nur noch. Wie es im Unterricht effektiv läuft, interessiert sie nicht.
Wenn die Schülerinnen und Schüler neu zu mir wechseln, können viele nicht gut Deutsch. Sie kommen aus fremden Ländern. Wie soll ich ihnen da die Schweizer Geschichte beibringen? Diese Schülerinnen und Schüler interessieren sich nicht für unser Land. Zu Hause sprechen sie ihre Muttersprache. Sogar das Kopftuch müssen die Mädchen tragen. Und vom Schwimmunterricht sind sie dispensiert. Es wundert mich nicht, dass die Eltern von Schweizer Schülerinnen und Schülern reklamieren und gleiche Rechte verlangen. Dann erwarten alle, dass ich die Konflikte löse. Aber ich kann es nicht allen recht machen.
Frau, 33 Jahre, Primarlehrerin *
 
 

 



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