Als erstes muss ich sagen, dass ich das Buch erst zu Weihnachten bekommen habe und es deshalb noch nicht gelesen habe. Da ich aber auch zu jenen gehöre, die ihren Beruf und ihre Arbeit mit den Kindern lieben, aber im Dschungel der Unsicherheiten und Ansprüche fast untergeht, äussere ich mich jetzt zu diesem komplexen Thema "Menschen bilden".
Ja, es gibt Lehrer, die keinen guten Unterricht geben und ja, es gibt viele Eltern, die ihre Erziehungsarbeit nicht mehr wahrnehmen und ja, die Kinder sind nicht mehr so wie vor 30 Jahren.
Aber - es gibt sehr viele Lehrpersonen, die sich weit über dem Nötigen für ihre Kinder engagieren, es gibt Eltern, die noch immer ihren Kindern ein Zuhause bieten und es gibt immer noch Kinder, die mit Freude etwas leisten wollen.
Jammern nützt nichts, es ist nicht mehr ein Zurück möglich, vielleicht ist das auch besser. Es war nicht alles besser. Tun hingegen sollten wir etwas! Die Schulreform im Aargau zeigt, wie Theoretiker in die falsche Richtung rennen und die Lehrpersonen von heute so darstellen, als würden sie alles falsch machen - und sie, die Reformer, haben das Allerheilmittel! Da kommt bei mir die Galle hoch! Anstatt dass ich meine Energie ganz in den Unterricht und in die Kinder stecken könnte, schlage ich mich mit inkompetenter Schulleitung, administrativem Kram, Mitarbeitergesprächen und Finanzen auseinander. Ohnmächtig sehe ich zu, wie alles auf den Kopf gestellt wird, weil ein paar Köpfe glauben, dass da-nach "tauglichere" Schüler für die Wirtschaft herauskommen oder die Pisastudie besser ausfällt...
Überall versuche ich zu erklären, dass eine Eingangsstufe von 4-9-jährigen Kindern unmöglich "individuelle Förderung" für die Kinder leisten kann. Versuche klarzumachen, dass es wichtiger! wäre, kleinere Klassen, kompetenter ausgebildete Lehrpersonen, mehr Unterstützung von Schulleitungen und vor allem mehr Kommunikation zwischen allen an der Schule Beteiligten braucht. Aber meine Energie ist bald erschöpft, Resignation macht sich breit.
Da hält mich nur eines über Wasser: die strahlenden Kinderaugen, wenn etwas geschafft wurde, wenn mein Lob Balsam ist für ein verunsichertes Kind, wenn ein Zweitklässler einem Erstklässler hilft, wenn wir zusammen einen Konflikt lösen können. Eltern und Politiker, lasst euch nicht einlullen von den schönen Worten der Bildungsreformer! Die Rahmenbedingungen sind so schlecht, dass es nicht umsetzbar ist und ein Absturz unausweichlich ist. Dabei wäre das Kind das Wichtigste bei einer Reform - denken Sie daran.
Unterstufenlehrerin aus dem Aargau
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